Astrozytom 4

IDH-mutiertes Astrozytom WHO-Grad 4 (ehemals Glioblastom mit IDH-Mutation)

Das IDH-mutierte Astrozytom ist ein hirneigener Tumor, der aus Astrozyten hervorgeht, einer Unterart der Gliazellen im Gehirn. Gliazellen umhüllen, stützen und versorgen die Nervenzellen (Neuronen) in Gehirn und Rückenmark. Der Zusatz „IDH-mutiert“ bedeutet, dass das Isocitrat-Dehydrogenase-Gen verändert ist. Diese Mutation beeinflusst den Stoffwechsel der Zellen und ist ein entscheidendes Merkmal dieser Tumoren.

IDH-mutierte Astrozytome werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anhand mikroskopischer und molekularer Eigenschaften in unterschiedliche Grade eingeteilt. Unterschieden wird in die WHO-Grade 2-4 (ein Astrozytom, IDH-mutiert WHO-Grad 1 gibt es nicht). Je höher der WHO-Grad des Tumors ist, desto höher ist dessen Zellteilungsrate und desto mehr sind auch dessen molekulare Eigenschaften verändert.

 

 

Histologie

  • von Astrozyten ausgehendes, diffus infiltrierender Tumorgewebe mit erhöhter Zellteilungsrate, nukleären Atypien und Mitosefiguren
  • vaskuläre Proliferationen und Nekrosen und/oder CDKN2A/B-Deletion

 

 

Epidemiologie

  • jährlich erkranken etwa 0,45-0,6 von 100.000 Menschen an einem Astrozytom Grad 4
  • Altersgipfel liegt um das 42. Lebensjahr
  • Männer sind mehr als 2-Mal häufiger betroffen als Frauen

 

 

Symptome

  • stark von der Lokalisation des Tumors abhängig
  • Erstsymptom ist häufig ein epileptischer Anfall
  • Hirndruckzeichen (Kopfschmerz, Übelkeit und Erbrechen, Müdigkeit)
  • psychische Störungen (Persönlichkeitsveränderungen)
  • neurologische Defizite (Gefühlsstörungen, Lähmungen, Sprachstörungen)

 

 

Diagnose

  • Diagnose mittels MRT mit Kontrastmittel und Gewebeanalyse (seltener CT)
  • bei schwer zugänglichen Tumorlokalisationen: gezielte Biopsie zur Diagnosesicherung
  • heterogene, tendenziell randbetonte, Kontrastmittelaufnahme in soliden Anteilen, häufig zystische Areale
  • Abgrenzung vom umgebenden Gewebe oft nur schwer möglich
  • Typische Lokalisation: Frontallappen, kann aber im gesamten zentralen Nervensystem vorkommen

 

 

Therapie

 

 

Rezidiv-Therapie

  • Re-Operation des Tumors
  • erneute Strahlentherapie
  • erneute Chemotherapie, ggfs. mit verändertem Chemotherapeutikum/Schema
  • klinische Studien

 

Nachsorge

  • frühes postoperatives MRT innerhalb von 48 Stunden nach der Operation
  • erste MRT-Kontrolle nach Strahlentherapie ca. 4-6 Wochen nach Abschluss der Strahlentherapie
  • in der Folge regelmäßige MRT-Kontrollen zur Überwachung (alle 3 Monate)
  • PET bei unklaren MRT-Befunden (zur Unterscheidung zwischen Tumorwachstum und therapiebedingten Veränderungen)

 

 

Verlauf

  • rasches Wachstum mit infiltrierendem Charakter
  • zunächst oftmals Therapieansprechen im Verlauf aber fast immer Entwicklung eines Rezidivs

 

 

Prognose

  • abhängig von Histologie, Lokalisation und Resektionsgrad des Hirntumors und Therapieansprechen
  • die Prognose eines Astrozytom Grad 4 ist zwischen der eines Astrozytoms Grad 3 und der eines Glioblastoms zu verorten

 

 

 

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